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Wandmalereien "Propheten, Apostel …"

An Innenmalereien hat sich aus der frühesten Zeit der Kirche kaum etwas erhalten. Es ist jedoch anzunehmen, dass solche auf den großen Wandflächen des romanischen Baus vorhanden waren. Besonders die ehemalige romanische Chorapsis wird nicht ohne Bemalung gewesen sein. Als aber etwa 1385 der neue gotische Chorschluss entstand, der ja der Verschönerung des Gotteshauses dienen sollte, wollte man trotz der reichen Aufgliederung und Belebung, die er schon durch die mit Glasmalereien versehenen Fenster erfuhr, dennoch auch auf eine Ausmalung dieses Raumes nicht verzichten. (Abbildung)

Dort wurden ursprünglich 24 männliche Personen in zwei Reihen übereinander dargestellt, darüber in der Mitte Christus und Maria als Halbfiguren. In Anlehnung an den Epheserbrief vertreten die unteren zwölf Gestalten das Alte Testament mit seiner Messiaserwartung, an- gefangen vom Stammvater Jakob bis zum Vorläufer des Herrn, Johannes dem Täufer, die oberen das Neue Testament. Sie tragen Schriftbänder, deren Aufschriften auf das Erlösungswerk Christi hinweisen. Hierdurch war es noch im 19. Jahrhundert möglich, die einzelnen Personen namentlich festzulegen.
In der oberen Reihe stehen, gleichsam auf den Schultern der Propheten, die Apostel.

Über dem königlichen Sänger des Alten Bundes, David, und seinem Stellvertreter im Neuen Bund, Petrus, thront der segnende Christkönig, über Isaias mit der Schriftstelle: “Ecce virgo concipiet et pariet filium” und dem zweiten Apostelfürsten, Paulus, die betende Gottesmutter.

Die schweren Schäden, die die Kirche im 16. und zu Anfang des 17. Jahrhunderts erlitt, zogen wohl auch die Wandmalereien stark in Mitleidenschaft, so dass sie gelegentlich des Anstriches unter Abt Gülich übertüncht wurden. Dieser ließ nämlich die Kirche 1657 weißen (“dealbari‘) . Erst als 1832 der große Barockaltar abgebrochen wurde, deckte man die ersten Spuren der alten Malerei wieder auf. Um 1880 wurden sie ganz freigelegt und verfälschend mit Ölfarben übermalt. Diese wurden 1958 entfernt, und darunter konnte man zum zweiten Male die ursprünglichen Malereien wieder freilegen. Sie wurden dann nur gereinigt und gefestigt, so dass man nunmehr eine Ahnung von der früheren Schönheit erhalten kann. Leider war ausgerechnet die Darstellung des Apostels Simon, die erste Person links, wohl so sehr sehr beschädigt, dass man sie nicht zu erhalten versuchte. Seit eingehenden dendrochronologischen Untersuchungen von 2012 wissen wir, dass die gotische Apsis – und damit auch die Malereien – um 1385, also 70 Jahre früher als bis dahin angenommen, entstanden sind. 


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