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Der Simonsschrein in der Sayner Abteikirche

Das Hochmittelalter war eine Zeit inbrünstiger Reliquienverehrung. Es war deshalb von großer Bedeutung, dass der Sayner Abtei 1204, kurz nach ihrer Gründung, eine Reliquie geschenkt wurde. die als der Arm des Apostels Simon verehrt wurde. Der Spender war Bruno von Sayn, Propst in Bonn, ab 1205 Erzbischof von Köln, Bruder des Grafen Heinrich II., des Stifters der Abtei. Um 1220 ließen die Prämonstratenser-Chorherren von Sayn ein würdiges Behältnis für die Reliquie anfertigen, einen hausförmigen Schrein (s. Foto 1), in dessen Dach- und Seitenflächen Fenster mit geschliffenem Bergkristall eingelassen wurden. Diese sind umrahmt von gestanzten oder ziselierten Verzierungen, gegossenem und ziseliertem Blattwerk und (Halb-)Edelsteinen. Doch nicht alles ist Gold. was glänzt. Der Materialwert ist nicht so hoch, wie die künstlerische Leistung es vermuten lässt. Der Schrein besteht nämlich aus Holzstäben, die mit dünn vergoldetem Kupferblech ummantelt sind. An den Giebeln befinden sich aus Kupfer getriebene, vergoldete Halbfiguren von Engeln.

Die Reliquie wurde bald Ziel von Wallfahrten. Besonders am Kirchweihfest, dem 4. Sonntag nach Ostern, und am Sonntag darauf kamen zahlreiche Pilger nach Sayn. Ältere Einwohner unseres Ortes erinnern sich, dass an der Kirmes der Schrein geöffnet auf dem Altar stand. Eine alte Wetterregel, die weithin im Westerwald und in der Eifel bekannt war, lautete: „Es wird nicht eher warm, bis gezeigt wird Simons Arm.''

Heute wird der Schrein, durch Panzerglas gesichert, im Hochaltar gezeigt. In früherer Zeit wurde er hinter einem Fenster an der rechten Seite des Chorraumes, das zur „alten Sakristei“ im ersten Stock führt, aufbewahrt (s. Foto 2). Die Maueröffnung entspricht genau der Größe des Schreins. Erst kürzlich wurde entdeckt, dass das Fenster von innen durch eine kleine hochklappbare Tür verschlossen werden kann (s. Foto 3). Die schmiedeeisernen Beschläge, die im 18. Jahrhundert entstanden sein könnten, waren nicht sichtbar, weil die Klappe umgelegt war und wie ein Bodenbelag erschien.
von Dietrich Schabow


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