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Die Sebastianskapelle (Pestkapelle)

Regelmäßige Gottesdienste werden in Sayn nicht nur in der Abteikirche gefeiert, sondern auch in der Schlosskapelle und in der dem hl. Sebastian geweihten Kapelle an dem kleinen Platz in der Abteistraße, in dessen Mitte ein haushohes, schmales, mit einem Schieferdach geschütztes Holzkreuz emporragt. Die gegen den Giebel des ehemaligen Gemeindehauses gelehnte Kapelle wurde von der Gemeinde Sayn errichtet, um ein Gelöbnis während der Pest der 1660er Jahre zu erfüllen (Abb. 1).
In Sayn war der Prämonstratenser Tilman Baldems aus der dortigen Abtei Pfarrer. Als Seelsorger blieb er bei seiner Pfarrgemeinde, während die andern Mitglieder seines Konventes den von der Pest heimgesuchten Ort mieden. Er wurde schließlich selbst von der verheerenden Seuche angesteckt. Als er merkte, dass er sterben müsse, bat er die Bürger von Sayn, an dem Ort, an dem in der Notzeit die heilige Messe gefeiert wurde, ein Kreuz zu errichten. Die Einwohner wollten jedoch mehr tun und meinten, eine Kapelle sei eher angemessen.
Weihbischof Johannes Holler (1664-1671) befand sich auf einer Visitationsreise im Mittelrheingebiet, als er die Sayner Kapelle am 22. Juli 1670 weihte. Der kleine Bau in Sayn blieb bis heute bestehen. Holler weihte den Altar der hl. Jungfrau Maria und den Schutzpatronen Sebastian und Rochus (Abb 2). Dem Altarstein gab er Reliquien der Martyrer der thebäischen Legion aus Trier bei. Eine erhalten gebliebene Inschrift gibt uns darüber Nachricht (Abb. 3). Nach der Überlieferung wurden die Opfer der Pest auf dem Platz vor der Kapelle begraben. Man spricht von 100 Pesttoten, deren letzter Tilman Baldems gewesen sei. 1783 wurde an dieser Stelle ein Missionskreuz errichtet, das noch bis ins 20. Jahrhundert eine Tafel mit der Aufschrift trug: „Gekreuzigter Herr Jesu, erbarme dich unser und aller hier Ruhenden.“ Wohl so ist es gekommen, dass Kapelle und Kreuz als zusammengehörig angesehen werden. In der Bevölkerung spricht man deshalb vom „Pestkreuz“.
Bis 1983 oblag die Unterhaltung der Kapelle der Stadt Bendorf bzw. vorher der Gemeinde Sayn. Einige Jahre lang feierte die Nachbarschaft das „Kreuzfest“, das sich in Sayn großer Beliebtheit erfreute und dessen Erlös zur Renovierung des Kreuzes bestimmt war. Die Stadt Bendorf, Eigentümerin des Platzes und damit des Kreuzes, begrüßte die Bürgerinitiative und stellte den fehlenden Betrag aus Haushaltsmitteln zur Verfügung. Einige Nachbarn legten bei den handwerklichen Arbeiten mit Hand an (Abb. 4).
Die letzte große Renovierung/Restaurierung wurde 1998 begonnen und erstreckte sich, weil man über den Baumaßnahmen immer wieder zusätzliche Schäden an Mauerwerk, Decke und Dachstuhl entdeckte, über mehrere Jahre.


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