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Die Außenmalereien an der Nordfassade

Weit bedeutender und berühmter als die Innenmalereien sind, allein schon wegen ihrer großen Seltenheit, die Außenmalereien der Sayner Abteikirche (Abb. 1). Sayn bietet eines der besterhaltenen Beispiele für eine solche Außenbemalung in unserer rheinischen Kunst. Dabei handelt es sich besonders um die Bemalung der Blendarkadengalerie an der Nordwand (Abb. 2). 700 Jahre war sie an einer sonnenlosen Wand Wind und Wetter ausgesetzt, die gleichsam einen Schleier der Verwitterung über den ursprünglich leuchtenden Farbenteppich gebreitet hatten. Auch war sie an manchen Stellen stark beschädigt, an anderen ausgebessert. 1972/73 wurden die Übermalungen der Barockzeit und des Jahres 1858 wieder abgenommen. Nach dem Entfernen von Pilzen und Flechten kam der Originalbefund zum Vorschein. Dieser wurde unter einer einen Millimeter dicken Kalkschicht konserviert, die jetzige Bemalung nach vorher anfertigten Pausen gemäß den aufgefundenen Putzritzungen in den Originalfarben aufgetragen. In dem östlichen Feld, in das man im 17. Jahrhundert nach dem Abbruch der Nikolauskapelle ein Fenster eingesetzt hatte, waren die Malereien weitgehend abgeschlagen worden. Ein erhalten gebliebener Rest am oberen Rand zeigt, in welchem Zustand die Malereien nach ihrer Sicherung waren. 

Die Bemalung dieser Blendarkadengalerie, die zwischen den großen dunklen Dachflächen der früheren Nikolauskapelle und der Abteikirche sichtbar wurde, diente rein dekorativen Zwecken. Da sie eine Abwechslung in das sich dem Besucher darbietende Gesamtbild hineinbringen sollte, wählte man die Farben möglichst hell. Um die Fensternischen zieht sich eine rote Einfassung mit weißen Querfugen. Oben wird die Galerie durch einen Zickzack- und unten durch einen Kugelfries begrenzt. Die freien Flächen werden durch verschiedene Blattmotive, die mit meisterhafter Symmetrie gezeichnet sind, ausgefüllt. Das Ganze wirkt in seiner farbigen Lebendigkeit wie ein kostbarer Wandteppich oder wie eine prächtige Schmelzarbeit mittelalterlicher Schreine. Graf Wolff Metternich schreibt zur Charakterisierung von Sayn, Bacharach (St. Peter) etc.: „Es ist kaum denkbar, dass die Welt der staufischen Goldschmiedekunst mit ihren schimmernden Emails und glitzernden Edelsteinen, den prunkvollen Ausmalungen der Innenräume, den farbenprächtigen Gewändern der Vornehmen, der aufblühenden Heraldik und den bunten Volkstrachten auf die Farbe (gemeint ist in der Außenarchitektur) als Ausdrucksmittel von Macht und Würde verzichtet hätte.” Weiter heißt es: “Was die Schreine im Kleinen, sollten die Monumentalbauten im Großen sein.” In ganz besonderem Maße trifft diese Bemerkung auf das Beispiel Sayn zu. Überdies ist sogar eine große Ähnlichkeit zwischen den Blattmustern zahlreicher Emails an mittelrheinischen Schreinen und denen der Sayner Außenbemalung unverkennbar.

Als Hauptfarben sind Rot, Weiß, Gelb, Grün und Grau verwandt. Trotz ihrer lebhaften Frische wirken diese Farben in ihrer feinen Tönung sehr dezent. Auch in das architektonische Gesamtbild fügt sich die Bemalung gut ein. Clemen bemerkt dazu: “Trotz der Feinheit des Dessins ist der Maßstab für die Architektur im ganzen nicht zu klein.


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