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Die Anbetung der Hirten vor der Krippe in Bethlehem

Der Hauptaltar der Abteikirche hatte mehrere Vorgänger. Wir wissen nichts über die mittelalterlichen Altäre, wir sind aber recht gut über den 1708 unter Engelbert Colendal (Abt von 1698 bis 1719) errichteten barocken Altar unterrichtet. Er nahm die ganze Breite des Chorraums ein, so dass die Fenster und die Wände dahinter verdeckt waren. Die spätmittelalterlichen Wandmalereien waren einige Jahre vorher mit Kalk überstrichen worden. Der Blick der Kirchenbesucher wurde also ganz auf den Altar, die Figuren und die Bilder, besonders auf das große Gemälde, gerichtet. An dieser Stelle konnte man während des Kirchenjahres unter mehreren Bildern auswechseln, so nahm man natürlich das noch vorhandene Bild „Anbetung der Hirten“ zur Weihnachtszeit (Abb. 1). Bekannt aus einem alten Inventarverzeichnis, aber nicht mehr vorhanden ist eine Kreuzigungsgruppe. Das zweite Bild des Barockaltars stellte die Auferstehung Jesu dar (Abb. 2); es hing das ganze Jahr an seinem Platz, wohl weil die Auferstehung von zentraler Wichtigkeit für den christlichen Glauben ist (Abb. 3).

Die „Anbetung der Hirten“, Ölbild auf Leinwand, hängt heute im zweiten Langhausjoch, die „Auferstehung“ auf der anderen Seite, über dem Grabmal Graf Heinrichs III. (Abb. 4). Beide Bilder stammen von dem Kölner Maler Meermann, einem Vetter des Abts. Das Motiv und die Komposition der „Anbetung“ gehen auf ein Gemälde von Peter Paul Rubens (1577-1640) für die Aachener Kapuzinerkirche zurück. Ein Kupferstich von Lucas Vorsterman machte 1620 das Rubensbild weithin bekannt und regte einige rheinische Maler an, ein Bild gleichen Inhalts ähnlich zu gestalten. Meermann ist zwar nicht – wie es manchmal geschieht – als ein Rubensschüler zu bezeichnen, wohl aber steht er in seiner Tradition. 

In Steinfeld, der Mutterabtei von Sayn, an der sich Sayn über die Jahrhunderte immer wieder orientierte, steht bis heute ein ähnlicher Altar, und dort wird weiterhin von der Möglichkeit, unter Bildern auszuwechseln, Gebrauch gemacht. Die Steinfelder „Anbetung der Hirten“ ist eine seitenverkehrte (Abb. 5) und in einigen Personen veränderte Version des Sayner Bildes von Meermann.  

Als der Barockaltar 1831 entfernt wurde, bewahrte man die Gemälde und die Statuen auf. Einige davon sind heute noch im Chor und im Langhaus zu finden. Der kunstvoll gestaltete, wertvolle Rahmen stammt von Johannes Brüll, der 1708 den barocken Hauptaltar gestaltete.


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