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Das Abtsgebäude (Prälatur) – heute Pfarrhaus

Das Hauptanliegen des Abtes Engelbert Colendal (1698-1719) war der Neubau einer Prälatur (Abb. 1, rechtes Gebäude). Nachdem er bisher eine bescheidene Wohnung im Turm an der Südwestecke des Konventsflügels bewohnt hatte, wünschte Colendal nun seiner Stellung als Prälat und “doppelter Burgherr zu Sayn” entsprechend, einen repräsentativen Bau zu errichten, um darin Wohnung zu nehmen. Doch erst in den letzten Jahren seines arbeitsreichen Lebens wurde es ihm möglich, diesen seinen Lieblingsplan in die Tat umzusetzen, wie die in den Eisenankern verewigte Inschrift E C A P 1718 (Engelbertus Colendal Abbas perfecit 1718 - Abt Engelbert Colendal ließ dies errichten) anzeigt. Die Maurerarbeiten führte Meister Mattheis Roesgen, die Zimmerarbeiten und den Treppenbau der Koblenzer Baumeister Leopold Klimmer aus.

Die Prälatur steht im rechten Winkel zu dem alten Westflügel der Abtei und ist südwestlich an diesen angebaut. Sie passt sehr gut in die Gesamtanlage und gibt ihr eine wohlgelungene Abrundung. Das Äußere wie auch die Raumaufteilung im Innern ist die eines herrschaftlichen Wohnhauses der damaligen Zeit. Über den drei Mittelfenstern der Vorderfront befindet sich ein einfacher Giebel mit einem ovalen Fenster. Die Westwand hat einen schön geschweiften Barockgiebel. Über der breiten, zweiflügeligen Tür ist das schlichte Wappen der Abtei, ein Wappenschild mit den Zeichen A S (Abbatia Saynensis), drei Sternen und dem Norbertskreuz (T) angebracht. Die beiden mächtigen Pilaster, die die schlichte Front des Gebäudes beleben, sind denen des anstoßenden Konventsflügels genau angeglichen.

Das Innere der Prälatur hat eine großzügige Raumaufteilung, ist jedoch ansonsten recht einfach gehalten. Lediglich der große Raum rechts vom Eingang weist reicheren Stuck auf. Hier empfing der Abt seine Gäste. Heute dient er auch als Ausstellungsraum. Die Prälatur gehörte nicht zur Klausur und stand daher auch Fremden offen. Die weiträumige Diele mit dem gediegenen, breiten Treppenhaus ist durch eine Tür unmittelbar mit dem Kreuzgang verbunden.

Von der alten Einrichtung der Abtei ist nicht viel übrig geblieben. Ein Prachtstück, das wir heute noch bewundern, ist die mächtige Eichentruhe (Abb. 2), deren Machart und Ornamentik nach Johann Michael Fritz über Jahrhunderte im Spätmittelalter üblich waren. Eine genauere Datierung ist nur durch dendrochronologische Untersuchung möglich.


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