Der 13. November 2015 war ein besonderer Tag für unsere Pfarrgemeinde, ein Tag, wie sie ihn in Jahrhunderten nur einmal erlebt. Seit 2009 wurde an unserer Kirche gearbeitet. Eigentlich sollten nur die spätromanischen Außenmalereien, die an manchen Stellen abblätterten, restauriert werden. Zum Glück für uns ließ die Baubehörde schon für die Voruntersuchung ein Gerüst aufstellen, damit man alle Teile der Malereien genau in Augenschein nehmen konnte. Dabei wurde mit Hilfe einer Wasserwaage offenbar, dass die Nordwand sich vorneigte, ebenso der Giebel der Westfassade. Jetzt wurde der Dachraum untersucht, und die Fachleute entdeckten, dass die Balken, die die Wände zusammenhalten sollten, zum Teil faul oder wurmstichig waren. Einige Balken waren 1880 sogar durchtrennt worden, als man Platz für das neue Gewölbe brauchte. Jetzt wurde dies als Grund für den Schaden ausgemacht. Die staatliche Baubehörde, Vertreter des Finanzministeriums und des staatlichen Denkmalsschutzes sorgten – im Rahmen des Staatspatronats – für Abhilfe. 2-3 Wochen dauerte allein die Untersuchung aller Dachbalken. Das Ergebnis war ein Sanierungsplan für das gesamte Dach. Die Balken wurden teilweise durch neue ersetzt, die historischen blieben so weit wie möglich erhalten. Deckunterlage und Schieferdeckung wurden ganz erneuert. Maueranker wurden gesetzt, die das Auseinanderdriften der Außenmauern aufhalten und den Bau damit sichern sollten. Ein kleiner, aber feiner Beitrag des Förderkreises Abtei Sayn war das Anbringen des neuen Kreuzes über dem Westgiebel.
Die Vorbereitung der Arbeiten am Gebälk und an der Nordwand ergab sehr wertvolle neue Erkenntnisse zur Baugeschichte. Weil die Gerüste den gesamten Dachbereich zugänglich und einsehbar machten, erkannte man am Dach des Kirchturms Schäden, die dann durch eine umfangreiche Sanierung behoben werden konnten. Nun wurde auch der Turm neu eingedeckt.
Von unten, vom Kirchplatz aus, sah man, dass zwischen einigen Tuffsteinen auf dem Dreieck des Giebels über dem Haupteingang der Mörtel fehlte. Die genaue Untersuchung ergab, dass alle Steine abgenommen und neu in ein Bett aus Mörtel gelegt werden mussten.
Weil die Gerüste über die ganze Westfassade und die Nordwand errichtet waren, konnte man sehr viele Stellen finden, an denen die Bruchsteine schadhaft waren. Viele Steine wurden ausgetauscht, hohle Stellen, zum Teil wohl schon von Anfang an vorhanden, mussten mit flüssigem Beton ausgefüllt werden. Säulen und Basen waren zum Teil beschädigt; die Ersteren mussten repariert, die Letzteren zum Teil durch neue ersetzt werden. Um die Außenwände nachhaltig zu sanieren, beschlossen die Fachleute, diese, wie es bis 1925 der Fall gewesen war, zu verputzen und ihnen eine farbliche Fassung zu geben, die so weit wie möglich dem Originalzustand entsprechen sollte.
Während der Arbeiten an der Nordwand erkannten die Fachleute, dass auch die Fenster sanierungsbedürftig waren. Zuerst wurden alle Fenster in den Arkaden ausgebaut und in Trier bei einer Fachfirma total überholt. Die beiden großen gotischen Fenster und das ähnlich gestaltete Fenster neben dem Turm erhielten zum Teil auch neues Maßwerk; auch an diesen wurde die Verglasung (Glasscheiben und Bleieinfassung) renoviert. Beim Kontrollieren der Fenster entdeckte man, dass die Windgitter noch aus der Erbauungszeit der Kirche, also aus dem 13. Jahrhundert, stammen. Weil sie von großer historischer Bedeutung sind, wurden sie von einer Firma in Jena restauriert. Nun stand nichts mehr im Wege, mit der zu allererst geplanten Arbeit, dem Restaurieren der Außenmalereien, zu beginnen. Diese ist inzwischen abgeschlossen. Innerhalb der verputzten und hell gestrichenen Wand wirken sie nun besonders schön und zählen zusammen mit dem bunt gemalten Kreuzgang zu den besonderen Schätzen unserer Kirche.
Nicht zu vergessen ist, dass während der Arbeiten am Kirchturm die Turmuhr ein neues Zifferblatt bekam. Aus der Nähe hatte man erkannt, dass die Schäden so groß waren, dass eine Reparatur des alten Blattes nicht möglich war.
An der Nordwand wurde vor etwa 40 Jahren eine aus Keramik bestehende Madonna aus dem 18. Jahrhundert abgenommen. Seit dieser Zeit steht sie im Pfarrhaus, weil man der Meinung ist, dass sie an der Außenwand zu sehr gefährdet ist. An die Statue erinnern allerdings ein Baldachin und eine Konsole, auf der sie stand. Ohne eine Madonna wäre deshalb die neu restaurierte Nordwand unvollständig geblieben. Der Förderkreis Abtei Sayn konnte eine moderne Keramikmadonna aus der profanierten Kreuzkirche in Ehrenbreitstein erwerben. Diese wurde am letzten Tage vor dem Abbauen der Gerüste an der Stelle der alten Madonna angebracht.
Die kleine Kapelle auf dem Friedhof neben dem Kirchturm beschäftigte die Gremien der Pfarrei und den Förderkreis Abtei Sayn seit langem. Eine vom Förderkreis veranlasste Untersuchung vor etwa zehn Jahren ergab, dass die Kapelle unbedingt umfangreich restauriert werden müsste. Die dafür erforderlichen Mittel waren so hoch, dass die Pfarrgemeinde und der Förderkreis davon überfordert gewesen wären und die Arbeiten immer wieder aufgeschoben wurden. Dann stellte sich heraus, dass die Kapelle auch unter dem Patronat des Landes Rheinland-Pfalz steht. Das Finanzministerium bestätigte, dass es zuständig ist. Inzwischen wurde die Kapelle von einer Fachfirma abgebaut und unter Verwendung von alten Holzteilen wieder neu errichtet, und zwar in solch qualitätvoller handwerklicher Arbeit, dass die Besucher, obwohl die Kapelle im Inneren noch nicht fertig ist, von einem Schmuckstück sprechen.
Dieter Schabow