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Die Schlosskapelle mit Elisabeth-Arm

1861/63 ließ Fürstin Leonilla zu Sayn-Wittgenstein dem 1848/51 erbauten Schloss von dem Koblenzer Baumeister Hermann Nebel (1816-1893) eine Kapelle in neugotischem Stil anfügen, die eine ältere, aber kleinere Kapelle ersetzte (Abb. 1). Die neue Schlosskapelle ist orientiert an Sainte Chapelle in Paris und hat wie diese zwei übereinanderliegende Sakralräume mit Altar. In dem unteren der beiden beherbergt sie die Grablege des Fürstenhauses (Abb. 2).
Die der hl. Elisabeth von Thüringen und der hl. Barbara geweihte Kapelle zählt zu den bedeutenden Werken rheinischer Neugotik.
Die Schlosskapelle wurde durch Kriegseinwirkungen im März 1945 beschädigt. Die verloren gegangenen Glasfenster wurden 2001-2002 nach Entwürfen des Malers Moritz von Schwind wiederhergestellt (Abb. 3+4). 
Die Kapelle erhielt wieder eine neugotische Ausmalung und ihre handgemalte Wandbespannung aus Stoff. Die Innenausstattung, darunter der Altar mit dem Aufbewahrungsort des Elisabethreliquiars, wurde restauriert. Die Fertigstellung der Schlosskapelle wurde am 1. Mai 2004 feierlich begangen.

Das Armreliquiar der heiligen Elisabeth hat die Form eines senkrecht aufragenden Arms und birgt eine Reliquie der heiligen Elisabeth von Thüringen (Abb. 5).
Zur Geschichte: Am 1. Mai 1236, weniger als fünf Jahre nach ihrem Tode, wurden die Gebeine Elisabeths im Beisein Kaiser Friedrichs II. in der Marburger Hospitalkapelle erhoben und in einen kostbaren Schrein überführt. Die Armreliquie gelangte schon bald darauf nach Altenberg bei Wetzlar an der Lahn. In der dortigen Prämonstratenserinnenabtei wurde Gertrud, die 1227 geborene Tochter der Heiligen, von ihrer frühesten Kindheit an erzogen. Schon 1248, im Alter von 21 Jahren, wurde sie dort Äbtissin und blieb in diesem Amt bis zu ihrem Tode 1297. Das um 1240 entstandene Reliquiar ihrer Mutter hatte jahrhundertelang seinen Platz im Altar auf der Nonnenempore der Altenberger Klosterkirche.
Nach der Aufhebung des Klosters Altenberg im Jahr 1803 schenkte die letzte Priorin Ludovica Norbertina von Bode das Reliquiar ihrem Verwandten, dem Grafen Boos von Waldeck in Sayn, der es in der Schlosskapelle aufbewahrte. Dessen Enkel vermachte das Reliquiar der Fürstin Leonilla zu Sayn-Wittgenstein, einer direkten Nachfahrin der hl. Elisabeth. Seither ist das kostbare Goldschmiedewerk im Besitz der Sayner Fürstenfamilie. Es befand sich einige Jahre lang im Hochaltar der Abtei Sayn.


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