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Das Grabmal des Grafen Heinrich III

Grabmal des Grafen Heinrich III   

Das wohl bedeutendste Kunstwerk der Abtei, das überlebensgroße Grabmal des Grafen Heinrich III. (1247), befindet sich seit 1920 im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg. Die in Sayn aufgestellte Kopie ist insofern von Bedeutung, als hier der ursprüngliche Zustand des mittelalterlichen Hochgrabes nachgebildet wurde.

Die Darstellung des Grafen Heinrich auf seinem Grabmal verkörpert eine Rittergestalt der späten Stauferzeit. Das Gesicht des Grafen trägt sehr individuelle Züge; wir dürfen sogar annehmen, dass eine Orientierung an den natürlichen Zügen des Verstorbenen möglich war.
Das von einem Blütenkranz und wallenden Locken umgebene Antlitz verrät eine stolze Schönheit. Das Haupt ruht auf einem Polster und wird von einer darüber angebrachten, aufgetürmten Reliefdarstellung des himmlischen Jerusalems gleichsam gekrönt, die wohl darauf hinweisen soll,
dass der Graf Kreuzzugsteilnehmer (1218/19) war. Er ist mit einem bis zu den Füßen reichenden Gewand bekleidet, das, oberhalb des Gürtels glatt, nach unten hin reichen Faltenwurf aufweist. Das Ende des Gürtels hängt weit herab und ist mit schönem Ornament verziert.
Der Mantel, dessen Gespänge gelöst ist, bedeckt knapp die Schultern und den linken Oberarm. Die dem Original fehlende Linke hielt gewiss, den Zeigefinger einhakend, die Tassel, das Verschlussband des Mantels, so wie es die höfische Sitte vorschrieb und wie die Kopie es zeigt, die sich jetzt in der Abteikirche befindet. Diese wurde wahrscheinlich schon angefertigt, ehe die Beschädigungen aufgetreten waren. Die sprechende Geste von Hand und Zeigefinger muss sich von der faltenlosen Gewandung der Brustpartie klar abgehoben haben. An die rechte Seite des Grafen schmiegt sich sein Töchterchen, auf dessen Lockenkopf er eine Blumenkrone drückt. Zu seinen Füßen kauern ein Löwe und ein Drache, über deren Leiber die langen Fußspitzen des erhöht stehenden Grafen weit herabhängen.
Kunstgeschichtlich ist das Grabrelief von großer Bedeutung. „Die subtile schnitzerische Gestaltung der Oberfläche und die liebevolle Wiedergabe von Details erklären das Holzbildwerk zu einer der bedeutendsten deutschen Grabfiguren des 13. Jahrhunderts."
Es ist auch das erste Grabmal, auf dem ein Kind zusammen mit seinem Vater dargestellt ist. Nichts dokumentiert die Fähigkeiten des Künstlers mehr „als die Art und Weise, wie er die gewiss nie zuvor einem Grabbildhauer gestellte Aufgabe löst, das kleine Mädchen mit der riesigen, überlebensgroßen Figur des Vaters zu einem Bildwerk zu verbinden, in den Gewändern nicht nur Körper und Beine, sondern ein zweites Wesen sichtbar zu machen, verbunden mit dem Vater durch dessen Geste und den Blütenzweig, eingehüllt in die Falten seines Mantels, aber doch selbständig darin agierend und herausblickend.
Doch war dies licht nur eine einzigartige kompositionelle Herausforderung für den Bildhauer, sondern auch ein menschliches Thema, das in monumentaler Form zu erzählen, niemals zuvor und ... auch noch lange Zeit später niemand unternommen hat".


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