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Neuer Ausstellungsraum – interessante Geschichte

von Peter Siebenmorgen

Abteikirche in Sayn im Rahmen eines geführten Rundganges zu erleben, ist ein besonderes Erlebnis. Bei einer der regelmässigen öffentlichen Führungen erläuterte Jürgen Mosen als Geschäftsführer des Förderkreises der Abtei Sayn Bauwerk, Geschichte und besondere Gegenstände. Vor dem Portal erläuterte Jürgen Mosen anhand einer alten Zeichnung die Lage der Abtei außerhalb der einstigen Umfriedung des Ortes. Gründer Graf Heinrich II. konnte Chorherren des Prämonstratenserordens für das Kloster gewinnen. Die Grabmäler, die Stummorgel, Taufbecken und Ausstattung wurden interessant und kurzweilig vorgestellt, mit viel Fachwissen, Feingefühl und „Geschichten hinter der Geschichte“ verstand es Jürgen Mosen einmal mehr, die Gäste in der Abtei in verschiedene Zeitepochen zu entführen und Baugeschichte und Klosterleben „lebendig“ werden zu lassen. Der Gang durch das Kirchenschiff führte im Chorbereich auch zur Erläuterung der Glasfenster mit ihren Wappendarstellungen und zum Hochaltar. Derzeit sind dort, wie im Piuschor besondere Lichtskulpturen des Wiener Künstlers Philipp Graf von Schönborn in Schreinform aus, die sich mit den Themen Elisabeth von Thüringen und Hildegard von Bingen beschäftigen. Der Künstler ist ein naher Verwandter der Fürstin Gabriela zu Sayn-Wittgenstein-Sayn, er und die beiden Heiligen haben deutliche Bezüge zu Sayn und seiner Geschichte. Durch den restaurierten Kreuzgang mit seinem Brunnenhaus führte der Weg ins Pfarrhaus, wo die Eulermadonna und weitere Bilder im Flur bestaunt werden konnten. Die Prälatur – also das Abtsgebäude der ehemaligen Abtei - wurde im Jahr 1718 unter Abt Engelbert Colendal fertiggestellt. Aus Anlass des 300jährigen Bestehens dieser Prälatur haben die kath. Kirchengemeinde Maria Himmelfahrt in Bendorf Sayn und der Förderkreis Abtei Sayn e.V. in der Prälatur einen Ausstellungsraum eingerichtet, der am Tag des Denkmals im September 2018 eingesegnet und eröffnet wurde. Im Ausstellungsraum werden Messgewänder aus der Mitte des 18.Jahrhunderts, sakrale Gegenstände aus der Zeit des Barock und des Historismus, Urkunden aus der Frühzeit des Klosters und historische Bücher gezeigt und während Führungen auch erläutert. So wird in einer Vitrine der Chormantel aus der Zeit zwischen 1750 und 1755, gestiftet von Jakob Georg von Spangenberg, einem kurtrierischen Minister mit Sitz in KO-Ehrenbreitstein. Er war ein Freund des Sayner Abtes Ohm. Spangenberg und seine Frau sind auch im Chorraum der Abtei beigesetzt. In der Vitrine ist auch eine hochbarocke vergoldete Monstranz ausgestellt. Auch die Messgewänder für ein Hochamt mit Priester und 2 Diakone aus der gleichen Zeit wurden von Spangenberg gestiftet, einschließlich der Stola, den Manipeln und dem Borsum. In dieser Vitrine steht auch ein barockes vergoldetes Ziborium, ein Kelch, aus der Zeit um 1750. Ebenfalls ein Weihrauchfass von etwa 1830, ein Schiffchen aus der Zeit um 1860, jeweils aus Messing vergoldet. Im Raum steht ein Vortragekreuz aus der Zeit um 1860 aus Messing, das Kreuz versilbert, die Darstellungen auf dem Kreuz vergoldet. Es wird noch heute aus Anlass feierlicher Messfeiern vor den Zelebranten in die Kirche getragen. In einer Tischvitrine sind zwei alte Urkunden aus 1347 und 1427 im Original ausgestellt, sie gehören zu den ältesten im Original noch vorhandenen Urkunden des Pfarrarchivs. Ebenso liegt in dieser Vitrine das handschriftliche Testament des Jakob Georg Spangenberg aus dem Jahr 1777 mit den entsprechenden Siegeln. Auch seine Todesanzeige wird hier gezeigt. In den darunterliegenden Schubladen sollen wechselweise andere in der Abtei, in der Pfarrgemeinde, im Archiv oder bei Förderkreis vorhandene Gegenstände gezeigt werden, die zu einem späteren Zeitpunkt dann auch dauerhaft dargestellt werden können. Zurzeit sind u.a. zwei Kreuzwegtafeln gelagert, die aus den Originalgussformen von Samuel und Fritz Weigelt stammen. Es handelt sich um Zinkgusstafeln, wie sie im Schlosspark um 1863 aufgestellt wurden, dort aber zum Großteil verlorengingen und in den 90er Jahren durch neue Motive ersetzt wurden. In einem alten Paramentschrank aus dem 19 Jahrhundert werden einige alte Bücher aus der Klosterbibliothek gezeigt. Leider sind nach der Auflösung des Klosters die meisten Bücher nach Wiesbaden zum damaligen Landesherrn verbracht worden. In diesem Schrank befindet sich auch die ortsgeschichtliche Sammlung des vor kurzem verstorbenen Heimatforschers Hans-Peter Kleber, die dort zu Forschungszwecken nach Terminabsprache auch einsehbar ist. Auch zwei Stücke aus der Sayner Hütte befinden sich auch noch im Ausstellungsraum. Zum einen ein Messingkerzenleuchter aus dem Jahr 1838, der von Heinrich Zumpft gefertigt wurde und ein Schreibtisch aus der Zeit vor der Jahrhundertwende, der nach Auflösung der Hütte im Jahr 1926 von der Pfarrei erworben wurde. Der Ausstellungsraum ist im Rahmen von angemeldeten Führungen und bei öffentlichen Führungen Bestandteil des Programms. Aber auch an jedem Donnerstagmorgen können die Ausstellungsgegenstände besichtigt werden. Auch hier bietet sich eine Kontaktaufnahme mit dem Förderkreis Abtei Sayn e.V. per E-Mail unter der Web-Adresse führungen@abtei-sayn. de oder telefonisch bei Dietrich Schabow, 02622 – 4161 oder Jürgen Mosen, 02622 -14174 an


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