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Grabplatten vom 13. bis 18. Jh.

Der Innenraum der Abteikirche war mit zahlreichen Grabplatten bedeckt. Als 1831 der Fußboden um einen Meter erhöht wurde, nahm man die Platten heraus und legte sie dicht an dicht in das Seitenschiff (Abb. 1). 1928 wurden sie von dort entfernt und im Kreuzgang aufgestellt. Als dieser 1988 restauriert wurde, mussten die Platten weichen und wurden „provisorisch“ gestapelt. 2015 wurden sie restauriert und auf Sockeln im Kreuzgang und entlang der südlichen Mauer der Sakristei, an der freistehenden Mauer an der Stelle des abgebrochenen Ostflügels und an der Mauer des ehemaligen Südflügels des Kreuzganges für Besucher der Abtei endlich gut sichtbar aufgestellt.
Bei den Grabplatten handelt es sich um Denkmale für bedeutende Pröpste und Äbte der Abtei sowie wichtige Persönlichkeiten aus dem Umfeld des Klosters, die einer kurzen Erläuterung bedürfen.

1– 5: an der Außenwand der Sakristei (Abb. 2)
1. Grabplatte von „Hermann“, dem ersten Prior des Klosters Sayn, der von 1202 bis zu seinem Tod 1220 das Kloster in Sayn als Filialkloster der Abtei Steinfeld führte. Der Titel Abt wurde zu seinen Lebzeiten nicht verwendet, vermutlich nach seinem Tod „ehrenhalber“ auf der Platte angebracht, ebenso wie der Hinweis, dass alle nachfolgenden Äbte hier zu bestatten seien.
2. Grabplatte des Abtes Gerhard von Neukirch aus dem Jahr 1465. Der Text besagt, dass der ehrwürdige und fromme Vater und Herr an den „Kalenden des Augusts“ (17. Juli) im Jahr 1465 verstorben ist.
3. Grabplatte des Abtes Johannes von Berck aus dem Jahr 1500. Er starb am 3. April 1500 und wird hier „Abt und Erneuerer dieses Ortes“ genannt.
4. Grabplatte des Junkers Dietrich vom Stein aus dem Jahr 1534. Dietrich vom Stein starb am 1. Mai 1534, die Grabplatte ist mit 8. Juni 1534 beschriftet. Er war Lehnsmann des Grafen von Sayn und einer der Sayner Burgmannen.
5. Grabplatte des Söldnerführers Friedrich von Reiffenberg aus dem Jahr 1595. Auch Friedrich von Reiffenberg war Lehnsmann des Grafen von Sayn. Er war kaiserlicher Oberst, später französischer General, der auf vielen Schlachtfeldern Europas kämpfte. Ursprünglich vermutlich in der Reiffenberg‘schen Familiengruft.

6 a+b – 14: an der freistehenden Mauer (Osten, Abb. 3)
6 a Fragment der Grabplatte einer weiblichen Angehörigen der Familie Reiffenberg aus dem Jahr 1625. Über die Verstorbene ist nichts Näheres bekannt, sie zählte aber wohl zum engsten Kreis der Familie.
6 b Grabplatte des Edelknaben Wilhelm Anton von Reiffenberg aus dem Jahr 1602. Auch er war wohl ursprünglich im Umfeld der Gruft beigesetzt.
7. Grabplatte der Maria Sebilla von Wentz aus dem Jahr 1689. Mitglieder der Familie Wentz nahmen auch das Burgmannenamt in Sayn wahr und waren Lehnsleute des Kurfürsten zu Trier, da 1607 die Sayner Grafen im Mannesstamme ausgestorben waren und der Kurfürst das Lehen Burg und Ort Sayn als erledigt eingezogen hatte.
8. Grabplatte des Abtes Joseph Kappenstein aus dem Jahr 1744. Der am 12. Oktober 1744 Verstorbene war von 1722 Abt des Klosters und führte es zusammen mit seinem rührigen Prior Godefried Geller. In den letzten Jahren seines Lebens galt Prior Geller als eigentlicher Leiter des Klosters.
9. Grabplatte mit Wappen, aber ohne Inschrift aus dem 18. Jahrhundert. Leider ist weder die genaue Zeit noch eine Person zu ermitteln.
10. Grabplatte des Ignatius Franziskus von Ehrenfels aus dem Jahr 1774. Von Ehrenfels war kurfürstlich-trierischer Kämmerer mit Sitz in Ehrenbreitstein. Sein Testament im Pfarrarchiv zeigt seine engen Beziehungen zum Kloster.
11. Grabplatte für Abt Adolph Gülich (verst. 12.12.1697) und Abt Engelbert Colendal (verst. 20.9.1719). Ob die Platte schon im Jahr 1697 so entstanden ist und im Rahmen der Zweitverwendung 1719 ergänzt wurde, ist nicht bekannt. Beide Äbte waren verantwortlich für einen bedeutenden Aufschwung der Abtei Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts. Die Inschrift E.C.A.P. 1718 am Pfarrhaus, dem ehemaligen Abtsgebäude, weist auf Colendal als Erbauer hin.
12. Grabplatte in mehrfacher Verwendung aus dem Jahr 1639 für Schultheiß Matthäus Philippi und zwei Sayner Gerichtsschöffen aus der Familie Baldems, Johann Matthäus Baldems, verst. 1699 und Johannes Wilhelm Baldems, verst. 1721.
13. Grabplatte der Katharina Kreus, genannt Baldems, aus dem Jahr 1706.
14. Grabplatte der Maria Antonetta Barbara Reiffenberg aus dem Jahr 1722.

15 – 16: in der Wand neben dem Kreuzgang eingelassen (Abb. 4)
15. Grabplatte der Gerichtsschöffen Johann Baldems des Älteren (verst. 1637) und Johann Baldems des Jüngeren (verst. 1697).
16. Grabplatte eines Unbekannten aus der 2. Hälfte des 17.Jahrhunderts. Trotz fünf verschiedener Wappen und Fragmenten einer Inschrift lässt sich keine persönliche Zuordnung ermitteln.

17 : rechts vom Seiteneingang zur Kirche (Abb. 5)
17. Grabplatte des Balthasar von Sehnge Sinsz (Name nicht genau leserlich) aus dem Jahr 1553. Die Rückseite der Platte wurde 1599 für den verst. Hans Wolff vom Stein zweitverwendet.

18 – 23: jenseits des Tors, an der südlichen Außenwand des Chors (Abb. 6)
18. Grabplatte des Sayner Bürgermeisters Johann von Goldershofen aus dem Jahr 1507, der aus einer bürgerlichen Familie aus dem Kreis Altenkirchen stammte und zeitweise auch als Notar der gräflichen Verwaltung diente.
19. Grabplatte der Anna Maria Heimbach aus dem Jahr 1683. Sie war mit dem Gerichtsschöffen Johann Baldems verheiratet.
20. Grabplatte des Abtes Adolph Da(h)men aus dem Jahr 1722. Er wurde 1704 Prior unter Abt Colendal und 1714 Prior des Filialklosters Engelport. Nach dem frühen Tod Colendals kam er als dessen Nachfolger nach Sayn zurück.
21. Grabplatte des Abtes Adolph Hirsch aus dem Jahr 1789. Abt Adolph Hirsch wurde 1777 Nachfolger des Abtes Isfried Ohm. Er ließ im Jahr 1779 die Kirche renovieren, eine neue Klostermühle errichten und den Konventsgarten neu gestalten.
22. Grabplatte des Abtes Josephus Peifer, gestorben am 14. Februar 1794. Er wurde 1789 als ältester Kanoniker der Abtei mit 65 Jahren zum Abt gewählt.
23. Grabplatte des Abtes und Visitators Isfried Ohm aus dem Jahr 1779. Isfried Ohm war eng befreundet mit dem kurtrierischen Minister Jakob von Spangenberg, der seinen Sitz über lange Zeit in Ehrenbreitstein hatte und als Förderer des Klosters gilt.


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