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Der Simonsbrunnen

Die Wasserversorgung war ein wichtiger Faktor für die Wahl des Standortes der Abtei Sayn. Brauchwasser erhielt man aus dem Brexbach, Trinkwasser bezog man aus einer Quelle hinter dem Chor der Kirche. Ein Teil davon wurde abgeleitet in das Brunnenhaus des Kreuzgangs, wo es den Brunnen speiste. Ein anderer Teil wurde in einem kleinen Häuschen gefasst und durch einen Überlauf in eine schlichtes quadratisches Becken geleitet, das von einer kniehohen Mauer umgeben war. Das Häuschen und das Sammelbecken erhielten den Namen Simonsbrunnen. Abbildung 1 zeigt, wie dieser vom 2. Drittel des 19. Jahrhunderts bis 1983 aussah. 

Es heißt, in dem Brunnenhäuschen habe man im 30-jährigen Krieg, als die Schweden in die Abtei eindrangen, und auch später bis zu den Koalitionskriegen Ende des 18. Jahrhunderts den Simonsschrein versteckt. Das Sayner Wallfahrtsbüchlein von 1742 schrieb dem Wasser deshalb heilende Wirkung bei Krankheiten zu. Seitdem war der Brunnen auch das Ziel vieler Wallfahrer. Bei Augenleiden benetzten sie ein Tuch mit seinem Wasser, um damit über die Augen zu wischen. An der Klosterpforte waren Flaschen mit „Simonswasser“ erhältlich. Nach der Aufhebung der Abtei (1803) war ein Rückgang der Wallfahrten zu verzeichnen. 1910 sagt Pfarrer Knopp, die Pilger, die jetzt noch nach Sayn kämen, seien leicht zu zählen. Ganz haben die Wallfahrten aber auch in unserer Zeit nicht aufgehört.

In neuerer Zeit wurden mehrmals chemische Untersuchungen des Wassers durchgeführt, es gab aber keine Ergebnisse, die die Wirkung rational erklären konnten. Als in der 1920er-Jahren oberhalb des Simonsbrunnens großflächig Bims ausgebeutet wurde, zerstörte man die Wasseradern, und der Brunnen führte mit der Zeit immer weniger Wasser. Heute kann er nur noch mit einer Umwälzpumpe gespeist werden.

Von den 1970er-Jahren an trafen sich viele Heimatvertriebene aus dem katholischen Teil Ostpreußens, dem Ermland, regelmäßig in Sayn. Am 3./4. September 1983 kamen sogar etwa 500 an Ermländer nach Sayn, um den 400. Jahrestag des Katharinenordens zu begehen und an der Einweihung des neuen Simonsbrunnens (Abb. 2) teilzunehmen, den der Ermländer Bildhauer Hans-Joachim Hippel aus Basalt an der Stelle des oben erwähnten kleinen alten Beckens errichtet hatte. Der Apostel Simon steht auf einer achteckigen Säule, aus der vier Wasserspeier ein ebenfalls achteckiges Brunnenbecken füllen. Auf dem Beckenrand sieht man Reliefs des Ermländer Bistumswappens (Osterlamm mit einer Fahne), der hl. Elisabeth von Thüringen und der Witwe von Sarepta aus dem Alten Testament, die, selbst dem Verhungern nahe, dem Propheten Elia zu essen gab. Außerdem finden wir Regina Protmann, die 1999 seliggesprochene Gründerin des Katharinenordens, aus Braunsberg/Ermland.


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