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Gebäude in Sayn

Im Folgenden berichtet Reiffenberg über eine Reihe ihm erwähnenswert erscheinender Gebäude bzw. Gebäudereste:

Unter den besonders herausragenden Burgen, die sich den Rhein befahrenden Schiffsleuten zeigen, gab es eine, die sich ungefähr 122 Doppelschritte [183 m] über den Bergrücken erstreckte. Aber jetzt ist sie so zusammengefallen, dass sich außer einem quadratischen Turm kaum noch etwas von dem einstigen Festungswerk zeigt, was nicht den drohenden Verfall deutlich macht.

Ungefähr 50 Doppelschritt [75m] unterhalb dieser Burg zeigt sich auf einem schon niedrigeren Bergjoch zuerst ein kleines, heute allerdings unbewohnbares Haus mit einem runden Turm an der Ecke.[21] Dieses Haus soll einst irgendein Graf, ich weiß nicht welcher, für eine natürliche [uneheliche] Tochter errichtet haben.

Und dann [gibt es auch noch] jenes Haus, das zusammen mit dem schon genannten die Herren von Stein auf Grund des Lehensrechtes besitzen; dieses Haus wird "das Caff" [oder „Kaff“] genannt. [Für diesen Namen gibt es drei mögliche Erklärungen:] entweder jemand aus der Familie der Herren von Chaves habe jenes Haus gebaut; diesen betreffenden Herrn habe vielleicht der Nassauer Friedrich aus Spanien in diesen Teil Deutschlands mitgebracht.

Außerdem könnte es bedeuten, das Lehen sei von [jemand namens] Cavena oder Cavea dort irgendeinem Lehensmanne zuerkannt worden.

[Als weitere Deutungsmöglichkeit nennt Reiffenberg:] Jene von dem Haus ein wenig getrennt stehende Vorratseinrichtung (cella), die von dem Grafen vielleicht vor dem Stein‘schen Haus des bequemeren Zugangs wegen gebaut worden war, ist mit der Erlaubnis, sie mit dem Haus zu verbinden, genehmigt worden. Sie war nämlich der Familie Stein, die - wie zu jener Zeit üblich - unter die Ministerialen aufgenommen worden war, zuerkannt worden. (Die Familie Stein hat in ungefähr gleicher Lage unterhalb der nassauischen Burg auch ihre eigene Burg, nach der sie benannt wird.)

Von Reiffenberg stammt auch die älteste Darstellung der Burg Sayn (Zustand vor 1666). Die Lage der Burgkappelle, des Bergfrieds und des erhalten gebliebenen Wehrgangs mit seinen charakteristischen Bogen ist in auch dieser ziemlich schematischen Zeichnung gut zu erkennen.

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Speziell das nach Süden und Westen hin gerichtete Gebiet am Fuße des Berges wird vom Ort und von jenen Gebäuden umgeben, die Philipp und Friedrich - die Söhne von Kuno, Herren in Reiffenberg - im vorigen Jahrhundert nach Renovierung und Erweiterung als ihren Wohnsitz gewählt haben[22], nachdem ihnen auf ihrer großväterlichen Burg Krieg und Familienzwistigkeiten hart zugesetzt hatten. Diese beiden überließen dem Enkel ihres Bruders Wilhelm, d.h. meinem Großvater Friedrich, jene Gebäude, in denen mein Vater Johannes Antonius sein kurzes Leben beschloss und ich [nun] die in Muße gesammelten Unterlagen jedweder Art literarisch bearbeite.

Das Gebiet um den Fuß dieses Berges haben außerdem die neulich verstorbene Staffelia mit meinem Onkel Philipp Adolph, einem Kanoniker aus Mainz, und einst die Familie Selbach[23] mit ihren Gebäuden ausgestattet. Auf dem Gelände des früheren, [heute] zerstörten [Hauses] steht jetzt nur das kleine Haus eines Bürgers. Das andere [kleine Haus] (bei dem kaum eine Spur des [früheren] Hauses übrig ist) wird zusammen mit den Angehörigen von Herrn Wilhelm Christoph Wentz von Niederlahnstein, dessen Haus[24] bei dem Tor, durch das man zum Kloster geht, steht, in Besitz gehalten, wird [allerdings] zum Kauf angeboten.


[21] Der runde Turm an diesem unteren Teil der gräflichen Burg ist heute noch deutlich zu erkennen. Der Gebäudekomplex wird oft irrtümlicherweise als Reiffenberg’sches Burgmannenhaus bezeichnet. Dieses stand aber von Anfang an der Stelle des heutigen Schlosses Sayn.
[22] Danach kam die Familie Reiffenberg in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts aus Oberreifenberg, Taunus, nach Sayn.
[23] Nach der Familie Selbach ist die Straße „Am Silbecher“ (Selbächer) benannt.
[24] Das Haus ist heute Brexstraße 51.


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