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Drei Kapellen in Sayn

Reiffenberg erwähnt im Folgenden kurz drei sakrale Bauten: die ehemalige [Nikolaus-]Kapelle neben der Abteikirche, die Burgkapelle und die Sankt-Georgs-Kapelle.

Da nirgendwo irgendwelche Reste jener Kapelle Vulle [= valle; capella in valle = Kapelle im Tal], die die Gründungsurkunde nennt, stehen, bin ich zu der festen Überzeugung gekommen, dass [diese] ein Teil des Chores und des [Kirchen-] Schiffs mit jenem zum Kirchhof hin gelegenen Kirchenflügel war[41], den nach dem Konfessionswechsel -vielleicht diesen Wechsel auch als Vorwand nehmend - die Grafen in der Ausübung ihrer neuen Lehre profanierten.

Die Mönche rissen nach der Besetzung von Burg und Stadt durch Kurfürst Lothar [jene  Kapelle] ab, um nicht, falls die 'akatholischen' Wittgensteiner gegen die Trierer Erzbischöfe die Oberhand behielten, gezwungen zu werden, von neuem eine feindliche Nachbarschaft zu ertragen.

Allerdings hatte dieser Abriss die Beschädigung des Glockenturmes zur Folge, der hier nun wie eine zurückgelassene Stütze die Ruine bedroht. Denn gerade der Bau der Kirche zeigt hinreichend, dass die ersten und letzten Teile des Chores und des Kirchenschiffes der alten Kapelle hinzugefügt waren.

Die Kapelle, die sich in der Burg selbst befand, war dem Hl. Christophorus geweiht; jedenfalls bringt mich das Bild dieses Heiligen zu dieser Überzeugung. Wir selbst sahen, dass das eine von diesen [Bildern] in der Kapelle selbst klein, das andere außerhalb aber an der Mauer als eine übergroße Darstellung gemalt ist.

Sankt-Georg-Kapelle an der Weiser Straße und Staffeler Kreuz an der Kreuzung Ritterweg, beide in den 1790er-Jahren zerstört, in einer kolorierten Zeichnung von 1716.

Es gibt neben dem Weg, der nach Heimbach-Weis führt[42], noch ein anderes, dem Hl. Georg [geweihtes] Heiligtum, das irgendein Herr derer von Isenburg wegen eines ebenda [erfolgreich] vermiedenen Hinterhalts und siegreich überwundener Feinde errichtet haben soll.

Jene feierliche Bittprozession aber, das einst genau am Festtag des Hl. Georg [23. April] begangen wurde, bevor die Sayner Schöffen und die anderen [Sayner] Bediensteten in ihre Ämter eingesetzt wurden, wird heute nicht mehr gefeiert, und zwar schon seit längerer Zeit nicht mehr.


[41] In 1719 verfassten Anmerkungen zum ursprünglichen Text von 1684 schreibt Reiffenberg: „Nach alten Schriften steht fest, dass neben der größeren  Kirche der Mönche jene Kapelle gestanden hat, die Pfarrkirche genannt wurde und in der das Taufbecken und der Altar des hl. Nikolaus standen. (Landeshauptarchiv Koblenz 701, 600, S. 20)
Dieser Seitenflügel sei, so schreibt Reiffenberg, etwa 1572 eingestürzt. Die übrig gebliebenen Gemäuer seien zu seinen Lebzeiten (1646-1722) weggeräumt worden.  Dadurch sei der alte Vierungsturm seiner Stütze beraubt worden und drohte zur Ruine zu werden. Der Turm wurde kurz nach Reiffenbergs Tod entfernt und 1730 durch den jetzigen mit der barocken Haube ersetzt.
Allerdings müsste es heißen: Die Schädigung des Glockenturmes geschah durch den Abriss des Seitenschiffes, nicht der Nikolauskapelle.
[42] An die Ende der 1790er-Jahre durch Kriegshandlungen zerstörte Kapelle erinnert noch der Straßenname „An der Kapelle“.


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