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Die heilige Messe am 9. September 2018

Tag des offenen Denkmals®
am 9. September 2018

Die Messe wurde zelebriert von Pfarrer Joachim Fey und Pater Thomas Lüke OPraem

Ansprache zum Tag des Offenen Denkmals 2018
Pfarrer Joachim Fey

„Ihr seid das Licht der Welt!“
Das ist die kurze Antwort des Jesus von Nazareth auf die Frage, was der Auftrag der Christen ist. Sicher kann man noch einige andere wesentliche Aufträge benennen:  Einer trage des anderen Last oder Liebet einander wie ich euch geliebt habe. Aber am schönsten ist für mich immer noch diese Wort vom Licht sein, vom Leuchten, vom erleuchtet werden.
Jesus sagt es uns für den Hausgebrauch, für die Alltagsfrömmigkeit: Man zündet auch nicht ein Licht an und stülpt einen Scheffel darüber, sondern man stellt es auf den Leuchter, dann leuchtet es allen im Haus. So soll euer Licht leuchten für die anderen. Nicht ihr steht im Rampenlicht, sondern der Schöpfer des Lichtes sei gepriesen. Wir sind nicht die Stars am Himmel, aber auch nicht die schwarzen Löcher im All.
Licht sein, nicht Armleuchter, so lautet der Anspruch an uns. Das zu unterscheiden ist eine echte Herausforderung für jeden Christen, denn allzu gern stehen wir ja selbst im Rampenlicht.
In der katholischen Tradition schauen deshalb gerne auf jene Frauen und Männer, denen es gelungen ist, nicht sich zum Programm zu machen, sondern die Seligpreisungen Jesu zu leben, die nicht ihre Werke eitel vorzeigen, um gelobt zu werden, sondern die Güte Gottes auf menschenfreundliche Art zeigen. Wir schauen auf heilige Menschen, die nicht sich gepredigt haben, sondern Christus nachgefolgt sind durch ihre Taten durch Leben und oft auch ihr Sterben. Sie sind uns leuchtende Vorbilder im Glauben, die bleiben.
Oftmals wurden ihre sterblichen Überreste aufbewahrt, um sie zu verehren. Ein paar Knochen und Haare hatte man aufbewahrt, in Stoffe verhüllt, und später dann kostbare Gefäße aus Gold und Edelsteinen für viel Geld gefertigt, um die Schätze zu bergen. Wir sind stolz darauf hier in Sayn herausragende  Kunstwerke aus dem 13. Jh. beherbergen zu dürfen: den Simonsschrein und das Armreliquiar der Hl. Elisabeth. Ihre goldenen, reich verzierten  Reliquienbehälter strahlen etwas vom göttlichen Glanz wieder, und vom göttlichen Licht, das sich in ihren Lebensgeschichten strahlend gebrochen hat. Der Simonsschrein war in seiner Art eine moderne Version. Er erlaubte zum ersten Mal durch neu geschaffene Öffnungen durch Kristallscheiben hindurch einen Einblick in das Geheimkästchen.
Menschliche Neugier, aber auch der Zweifel, über die Echtheit war Antrieb hinein zu schauen, den Durchblick zu bekommen. Es war so eine Art mittelalterlichen Faktenchecks, ob es sich um den „Wahren Jakob“ handelte, das heißt  eine echte Reliquie handelte. Die Parallelen sind interessant: Reliquien waren eine teure Ware, so wie Nachrichten und Daten heute, die Prüfung auf Echtheit „fake“ oder nicht, war geboten. Erwiesen sich die Reliquien als echt, waren sie ein Anziehungsort  für viele Menschen, denn das Echte, das Wahre, ja das Heilige zieht uns im tiefsten an und gibt uns  Kraft und Trost. Der Photograph und Künstler Philipp Schönborn hat dafür eine sensible und kreative Weise der Umsetzung gefunden. In seinen fotografischen Leuchtskulpturen, die wir hier in der Kirche zeigen dürfen, geht er noch einen wesentlichen Schritt weiter.
Er löst die Verehrung der Heiligen von der Materialität, vom Fassbaren, Stofflichen und lässt sie wieder leuchten. Sein Hauptwerkzeug als Fotograf und als bildender Künstler, das Licht, darf wieder zum Medium des Göttlichen werden. „Es werde Licht. Ihr seid das Licht.“  Seine leuchtenden Schreine machen uns klar: Heiligkeit steckt nicht in den Knochen, sie kommt aus Gott zum Menschen und will weitergegeben werden. Das Licht kann sich verteilen ohne weniger zu werden, wir erleben es jedes Jahr in der Osternachtfeier. Jesus hat einmal prophetisch über uns gesagt: Ihr werdet im Geist und in der Wahrheit anbeten.
Der richtige Blick auf die Heiligen und ihr Lebenswerk und die angemessene Verehrung liegt deshalb m E. darin, die Wahrheit ans Licht zu bringen, Werte zu benennen und sie zu leben, die Wirklichkeit zu prüfen und nicht einer dumpfen Gefühligkeit und Stimmungsmache zu erliegen.
Es ist eine schwere Zeit: Wahrhaftigkeit und Lauterkeit haben keine Konjunktur im ängstlichen Starren auf Wahlergebnisse und Umfrageergebnisse.
Wer aber die Wahrheit tut, kommt ans Licht, sagt Jesus.
*Es gilt dieser Tage die Sorgen der Menschen ernst zu nehmen aber nicht mit der Angst zu spielen.
*Es gilt tatkräftig zu helfen, denn wir sind alle Schwestern und Brüder.
*Es gilt die eigene Lebensweise und die eigenen Bedürftigkeit zu überprüfen, um den Konsum und den Verbrauch der Ressourcen zu beschränken. Das macht uns im Letzten heilig und glücklich. Und das sieht man im Strahlen auf unseren Gesichtern.
Liebe Schwestern und Brüder
hier in Sayn und überall im Land sind heute Denkmale geöffnet, sie erinnern uns an unsere Herkunft und sie zeigen Wege in die Zukunft. Sie stehen beispielhaft für die Leistungen, die aus dem Wirken des Menschen und des Geistes Gottes entstanden sind und die Menschheit weitergebracht haben. Denkmale sind sozusagen die Heiligengestalten unserer Kulturgeschichte.
Ich freue mich deshalb besonders, dass wir am Tag des offenen Denkmals  heute einen Ausstellungsraum im alten Prälaturgebäude eröffnen können. Geschaffen durch ehrenamtliche Initiative der Pfarrei, unterstützt vom Förderkreis der Abtei Sayn und verschiedenen Sponsoren. Sayn ist ein Hotspot der Kulturgeschichte, der neue Ausstellungsraum kann nun weitere Schätze zeigen. Danke allen, die mitgeholfen an der Umsetzung dieser Idee. Danke an Sie, lieber Philipp Schönborn für ihr Schaffen, das wir zeigen dürfen.


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